Wirecard, was nun? Zwischen den Zeilen das blanke Entsetzen
Manche Krimis schreiben sich von selbst. Da gab es in der Vergangenheit etliche Gerüchte, der Zahlungsverkehrsdienstleister Wirecard habe seine Bilanzen geschönt oder gar manipuliert. Da gab es ein wildes Stechen mit der Financial Times um Wahrheit & Lüge, da gab es letztendlich eine Sonderprüfung mit dem Ziel, alle Vorwürfe mögen sich in Luft auflösen.
Doch das Ergebnis der Sonderprüfung wurde mehrfach verschoben und selbst in den letzten Tagen machte die Wirecard Führung immer noch gut Wetter, der Bericht käme bald, man könne aber schon jetzt sagen, daß alles in Butter sei. Mehr oder weniger.
Gestern also war es soweit. Der Sonderprüfungsbericht von KPMG war da. Und Wirecard versandte dazu um 07.55 Uhr eine adhoc-Meldung. Ich weiß nicht, ob das Chuzpe oder schlichte Dummheit war, aber in der Meldung stand doch tatsächlich „Belastende Belege für die öffentlich erhobenen Vorwürfe der Bilanzmanipulation wurden nicht gefunden.“
Und jetzt kommt´s: Das stimmt auch noch. Und doch ist es grottenfalsch. Denn die Belege wurden in der Tat nicht gefunden, genauer, sie konnten nicht gefunden werden. Es ist schlicht und einfach so, daß bestimmte Belege (von Drittanbietern) gar nicht herausgegeben wurden.
In ihrem Bericht verteilten die KPMG-Prüfer jede Menge schallender Ohrfeigen. So attestiert KMPG dem Wirecard Management nicht nur mangelnden Kooperationswillen, sondern sieht sich – selbst nach monatelanger Prüfung – außerstande zu bestätigen, daß ausgewiesene Umsätze im „Third Party“ Geschäft tatsächlich existieren. Die Offenlegung dieser Umsätze wurde von der sogenannten Third Party, also Drittanbietern, schlichtweg verweigert.
KPMG weist an anderer Stelle auch darauf hin, daß Kontoeinzahlungen von rund einer Milliarde Euro „nicht hinreichend“ nachgewiesen werden konnten. Daß jede Menge Belege nur als Kopie und nicht – wie gefordert – im Original vorgelegt wurden, komplettiert das Schlamassel wunderbar.
Der KPMG Sonderprüfungsbericht mit einem Umfang von 74 Seiten ist also mitnichten ein Bonitäts- und Gütesiegel für Wirecard (wenn, dann für die Arbeit der KPMG), sondern vielmehr ein Dokument des Grauens. Beim Lesen des Gutachtens stockte mir an mancher Stelle echt der Atem.
Bei alledem darf ja nicht vergessen werden, daß es sich bei Wirecard nicht um irgendeine kleine Klimpergeldklitsche handelt, sondern um einen deutschen DAX Wert. Das Unternehmen gehört also zur ersten Garde, allerdings nur bezüglich seiner Größe. In Sachen Transparenz und Offenheit sieht es dagegen leider mehr nach Hinterhof aus.
Wie gut, daß ich die Wirecard Aktie schon vor Monaten, also genauer im Oktober 2019, von meiner Börsebius TopTen Masterliste verbannt habe. Und das zu Höchstkursen. Aber ich traute dem Braten einfach nicht mehr, zu viele Fragezeichen verhagelten ein positives Urteil. Wie sich jetzt zeigt, ist der Drops noch lange nicht gelutscht. Das gestrige Kursdebakel von fast 30 Prozent zeigt in die richtige Richtung. Nämlich abwärts.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“
PS: Hier nochmals der Link für meine Entscheidung im Oktober 2019, Wirecard aus der Börsebius TopTen Masterliste zu werfen:
https://www.derboersebius.de/boersebius-topten-masterliste-entscheidungsfindung/#page-content
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