Corona Bonds: Nein, diese Suppe ess´ ich nicht!

Corona Bonds: Nein, diese Suppe ess´ ich nicht!

Das Thema Corona Bonds beschäftigt derzeit viele. Wir alle vergessen nicht die jüngste Anzeigenkampagne des italienischen Ministerpräsidenten Conte in führenden deutschen Zeitungen plus telegene Ansprache an das deutsche Volk. Bei allem Verständnis für die Not des Landes in Sachen Corona geht mir das Anliegen, Deutschland möge und müsse sich doch jetzt endlich der Notwendigkeit, Corona Bonds zuzulassen, beugen, ziemlich gegen den Strich.

Nein, muss es nicht. Und notwendig ist es schon gar nicht. Und das Thema Corona Bonds, die eigentlich Euro-Bonds heißen, weil jeder für jeden haftet, gehört dahin, wo es schon seit Jahren hingehört: nämlich nein zu sagen zur Vergesellschaftung von Schulden, die irgendwo gemacht worden, inklusive der Vermischung von Schuld und Verantwortung dafür.

Dass wir uns richtig verstehen: Die derzeitige Pandemie fordert Solidarität von allen Europäern, besonders der reichen Länder für die ärmeren. Doch dafür gibt es genügend andere, der Sache besser dienende Instrumente wie den Europäischen Rettungsfonds ESM und die Europäische Zentralbank und auch die EU-Kommission hat Möglichkeiten, den Haushalt quasi zu beleihen oder wie unsere nette Kommissionspräsidentin so schön sagt, zu „hebeln“. Ja, und notfalls müssen halt dann die Länder, die finanziell besser dran sind als die armen, mehr Geld in den EU-Haushalt einzahlen. Dann lässt sich auch nach Ursula VDL noch mehr „hebeln“.

Käme es so, also entschlossene Hilfen durch die Europäische Kommission und deren Institutionen, geriete auch der Binnenmarkt, der für Deutschland natürlich extrem wichtig ist, auch nicht in Gefahr.

Morgen ist es wieder soweit. EU-Videogipfel. Morgen erwarten einige Staats- und Regierungschefs, daß Deutschland seine ablehnende Haltung zu Corona Bonds aufgeben wird. Ich kann nur hoffen, daß es nicht dazu kommen wird. Eine gesamtwirtschaftliche Haftung für Staatsanleihen in Europa würde dem Schlendrian Tür und Tor öffnen. Und nötig ist sie meines Erachtens schon gar nicht. Nur mal so als Merkposten: Stand gestern haben die EU und ihre Mitgliedsstaaten die gewaltige Summe von 3,4 Billionen Euro zur Bekämpfung der Corona Krise aufgewandt. Das ist nicht nichts. Das ist gigantisch.

Ach und übrigens, allen – auch deutschen – Politikern, die teilweise lautstark ein Einlenken bei den Corona Bonds fordern, sei ins Stammbuch geschrieben: Leute, schaut Euch doch die aktuelle Lage Italiens auf den Finanzmärkten an.

Es ist noch nicht mal 24 Stunden her, da besorgte sich Italien am Kapitalmarkt 16 Milliarden Euro. In Form von Staatsanleihen. Italienische, versteht sich.

Ja, ich kenne schon die Kritiker, die jetzt sagen, ach, was sind denn schon 16 Milliarden Euro? Gutes Argument. Doch das gute Argument verblasst ziemlich, wenn jemand in das Orderbuch dieser Anleiheofferte schaut. Sage und schreibe 116 Milliarden Euro hätte Italien zu den ausgelobten Zinskonditionen erhalten.

Zweifler werden ja noch vielleicht einwenden, daß die Italiener hierfür horrende Zinsen hätten aufwenden müssen (daher doch die vielbeschworene Notwendigkeit für Corona Bonds). Just das ist eben nicht der Fall. Zweijährige italienische Bonds kommen auf 1 Prozent, fünfjährige auf 1,6 Prozent und selbst bei einer extrem langen Laufzeit von 30 Jahren zahlt Italien im Moment drei Prozent Zinsen. Und diese Papiere reißt der Markt ihnen auch aus den Händen, siehe aktuelles Orderbuch.

Corona Bonds? Diese Schulden sind nicht meine, diese Schulden will ich nicht haben. Ich habe als Steuerzahler schon genug andere, selbstgemachte, an der Backe. Nein, diese Suppe ess´ ich nicht!

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“

 

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