ETF: Eine echt teuflische Sache

ETF: Eine echt teuflische Sache

Das neue Zauberwort der Geldanlage heißt „Robo Advisory“. Dahinter steckt dann oft eine standardisierte Vermögensverwaltung mit hightec-Touch. Die frohe Botschaft lautet so: wer nur Computer schön machen läßt, kann den lieben Herrgott einen guten Mann sein lassen und im Übrigen sorgenfrei seiner Wege gehen. Das intelligent gemanagte Depots, in der Regel bestückt mit ETF, soll es richten, aber so richtig fett.

Da sind sie wieder, die ETF, deren Volumen explosionsartig zunimmt, erst als Einzelidee und eben jetzt auch in Robo Advisory Managed Accounts oder so ähnlich. Nun ist etwas, was sich rasend
vermehrt, noch lange kein Ausdruck von Qualität. Börsebius Leser wissen ja schon lange, daß meine Meinung zu ETF, sagen wir mal vorsichtig, recht differenziert ist. Darauf will ich heute gerne
noch einmal eingehen.

Also: Nach der Definition kauft ein Indexfonds (ETF=Exchange Traded Fund) die Papiere eines Index als Korb, in einem DAX-ETF wären demnach alle DAX Werte gewichtet vorhanden.

Es stimmt zunächst einmal, daß ETF´s deutlich günstiger sind, schlicht, weil sie nicht gemanagt werden. Aber es ist auch wahr, daß viele ETF´s eben nicht die Aktien des zugehörigen Index im
Bestand haben, sondern nur Derivate – also Wetten – vorhalten, die die Indexzusammensetzung vorspiegeln. Hier handelt es sich um sogenannte SWAP – basierte ETF. Wollen Sie das wirklich,
Wertpapiere besitzen, die aus Wetten bestehen?

Kritiker wenden dann ein, was ich denn überhaupt wolle, es gäbe doch sogenannte physisch replizierende Fonds, wie zum Beispiel „ishares“. Die würden die tatsächlichen Werte des Index
dann auch kaufen.

In der Tat, jawohl, das stimmt, die physisch replizierenden Indexfonds kaufen tatsächlich die relevanten Aktien. Aber Achtung: sie verleihen die Titel anschließend und zwar oft nahezu den
gesamten Bestand. Wer jetzt glaubt, die Leiherträge gäbe der Fonds an die Anleger komplett weiter, irrt wiederum. Keine Frage, wer das akzeptiert, einen ETF zu kaufen, der am Ende auch
bloß nur noch Forderungen im Bestand hat, die im Zweifel nichts wert sind, möge sich bitte schön nicht zurückhalten.

Daß wir uns bloß richtig verstehen: Wer ETF´s gut findet und sich über die Risiken informiert hat, soll sie auch kaufen. So viel Respekt gehört sich einfach.

Aber ich will schon ausdrücklich darauf beharren, daß die ETF Branche meines Erachtens mit gezinkten Karten spielt und vermeintliche Sicherheit vorgaukelt, wo keine ist. Im Grunde müsste
der Anbieter eines solchen Produktes folgendes sagen: „Lieber Anleger, wir verkaufen Dir ein Papier, was suggeriert, da sei Substanz dahinter. Das stimmt aber nicht, wir haben für Dich nur
einen Sack voller Versprechungen geschnürt“. Das war Fall A (SWAP-basierter ETF).

Und – Fall B jetzt – bei einem physisch replizierendem Indexfonds müsste der Slogan heißen: Lieber Anleger, wir tun bloß so, als hätten wir die Aktien im Depot, die den Index abbilden. Das
stimmt aber nicht, denn wir haben die meisten Aktien anschließend verliehen und verfügen somit über keine oder wenigstens nur geringe Substanz.“ Ich fürchte allerdings, daß dergestalt keine
Katze aus dem Sack gelassen wird.

Alles nur Panikmache, alles nur halb so schlimm? Die SEC, also die amerikanische Börsenaufsicht, sorgt sich neuerdings um riskante ETF mit Hebelwirkung und um sogenannte Short-ETF (setzen auf fallende Kurse). SEC Gouverneur Robert Jackson bezeichnete jüngst solche Produkte als „echtes Risiko für amerikanische Familien“. Aber auch „normale“ ETF haben noch längst nicht bewiesen, daß sie bei Marktturbulenzen halten, was sie zu versprechen vorgeben.

Selbst der IWF warnt vor einer „Scheinliquidität an den ETF-Märkten. Das heißt übersetzt, der Internationale Währungsfonds glaubt eher nicht, daß im Falle der Fälle der eine oder andere ETF
die benötigte Liquidität schaffen kann. Also die Anleger im Zweifel nicht an ihr Geld kommen.

Fazit: ETF´s waren anfangs an und für sich eine gute Idee, sind aber dann für meinen Geschmack teuflisch pervertiert worden. Ich fürchte also eher, daß wir es bei ETF mit Generälen des Teufels
zu tun haben. Leider Gottes.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“