Das geheime Wissen der Bosse: Lohnen sich eigentlich Insiderkäufe?

Das geheime Wissen der Bosse: Lohnen sich eigentlich Insiderkäufe?

 

Die Idee ist frappant. Einfach schauen, was Insider so machen und nix wie hinterher. Gemeint sind die sogenannten Organkäufe von Vorständen und Aufsichtsräten börsennotierter Gesellschaften. Diese müssen Käufe (und natürlich auch Verkäufe) von Aktien des eigenen Unternehmens sofort an die Aufsichtsbehörden melden. Und die Informationen werden dann auch postwendend von der BaFin veröffentlicht (www.bafin.de).

Warum die Meldepflicht?

Natürlich geht der Gesetzgeber, gehen die Aufsichtsbehörden meines Erachtens von der Fiktion aus, daß Wertpapiertransaktionen von Organen eine Relevanz insoweit haben, daß ein gewisses Herrschaftswissen über kommende Entwicklungen zum Kauf (oder Verkauf) eigener Aktien führt. Andernfalls bedürfte es dieser gesetzlichen Restriktionen eigentlich gar nicht.

Es lohnt sich wirklich – üppige Insidergewinne 2020

In vielen Fällen haben sich Insiderkäufe für etliche Vorstandsmitglieder und Aufsichtsräte ausgezahlt und zwar erheblich. In einer „exklusiven“ Untersuchung für das Handelsblatt wertete der Frankfurter Finanzmarktforscher Professor Olaf Stotz die Insidertransaktionen des Jahres 2020 aus.

Seinen Untersuchungen zufolge investierten Manager im letzten Jahr etwas mehr als eine Milliarde Euro in Aktien des eigenen Unternehmens und erzielten dabei Gewinne von knapp 30 Prozent.

Insider schlagen den DAX klar um 12 Prozent

Ob das viel oder wenig ist, kann natürlich nur dann beurteilt werden, wenn eine Benchmark angelegt wird, also wie ist dieses Ergebnis im Vergleich etwa zum DAX zu bewerten? Und siehe da, der DAX legte in 2020 „nur“ um 18 Prozent zu. Insider schlugen also den deutschen Aktienindex ziemlich klar um 12 Prozent. Das ist schon eine Menge Holz.

Hitliste der Insidertransaktionen

Den Performance-Vogel schoß dabei Ben Bos ab, Vorstand des Düsseldorfer Streamingdienstes Cliq Digital. Sein Insiderkauf brachte ihm einen sagenhaften Gewinn von 480 Prozent ein. Die Silbermedaille in diesem illustren Starterfeld holte sich Sebastian Säuberlich, Finanzvorstand der Westwing Group. Sein Deal im Mai 2020 bescherte ihm mit 449,5 Prozent ein durchaus schönes Weihnachtsfest. Rang drei war aber auch nicht von schlechten Eltern und den holte sich Christian Gärtner. Der Finanzvorstand kaufte Aktien seines eigenen Kochboxversenders HelloFresh und durfte sich anschließend über ein Plus von 230,6 Prozent freuen.

Beim Nachmachen höllisch aufpassen

Nun ist es keineswegs so, daß sich der Privatanleger unerschrocken auf sämtliche Insidertransaktionen stürzen sollte und einfach über den großen Rahmen alles nachmacht, was da so über die BaFin Website flimmert, wenngleich ich ihm das nicht ausreden will. Aber: Es bedarf nur einer gewissen Selektion, damit das nicht schiefgeht.

Zum einen gibt es auch jede Menge Verlierer, bei denen Organkäufe gründlich schiefgegangen sind. Das bestätigt auch Professor Stotz von der Frankfurt School of Finance & Management in seiner Untersuchung für das Handelsblatt. Tom Tailor und Grenke Leasing stehen mit harschen Verlusten exemplarisch für happige Fehlgriffe der Manager.

Es gibt Insiderkäufe, da rieche ich das schon drei Meter gegen den Wind, daß es hier weiß Gott nicht um Umsetzung von geheimem Wissen oder strategischen Käufen geht, sondern um andere Motive. Als der ehemalige Chef von Wirecard massiv eigene Aktien kaufte, das war Ende Mai letzten Jahres, da hatte ich überhaupt kein gutes Gefühl dabei. Dieser „Tropfen“ brachte das Faß meiner eh schon vorhanden Zweifel zum Überlaufen und im Ergebnis flog die Aktie, die noch extrem stark im Plus war, damals auch aus meiner Börsebius TopTen Masterliste. Zum Glück.

Auf die Relevanz kommt es an

Kurzum: Es geht immer darum zu prüfen, wie relevant ist ein Insiderkauf wirklich, welche Motive stecken möglicherweise dahinter? Am allerliebsten ist mir jedoch, wenn ich ein Muster erkennen kann. Das zeichnet sich normalerweise immer dann ab, wenn entweder über einen gewissen Zeitraum jemand Aktien „einsammelt“ (etwa bei der Mühlbauer Holding AG) oder aber mehrere Organmitglieder sich in Aktien des eigenen Unternehmens eindecken.

 


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Sich in das geheime Wissen der Bosse einzudenken kann sich also ganz schön lohnen.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“

Tags: Insider, Insidertransaktionen, BaFin, Börsebius Bosses Follower Fund, Aktien, Geheimes Wissen, Vorstand, Aufsichtsrat, Sonstige Führungspersonen, Handelsblatt, Wirtschaftsforscher Professor Olaf Stotz, Frankfurt School of Finance&Management, das geheime Wissen der Bosse

 

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