Außer Häme nichts gewesen – oder worauf es wirklich ankommt

Außer Häme nichts gewesen – oder worauf es wirklich ankommt

Dies vorweg. Die Aktualisierung meiner Börsebius TopTen Masterliste kommt heute nicht. Sie kommt voraussichtlich in den nächsten Tagen. Nicht, weil ich nicht will, sondern weil sich grade am deutschen Konjunkturhimmel die Welt wieder etwas zu verbessern scheint.

Und das möchte ich mir noch ein wenig in Ruhe ansehen. Ist das jetzt ein Strohfeuer oder eine veritable Kehrwende? Ehrlich gesagt, ich weiß noch nicht so recht, was ich davon halten soll. Kurzum, da gut Ding Weile braucht, muß jetzt auf die Schnelle ein neues Thema her.

Das ist, zugegeben, ein wenig geflunkert, das „neue“ Thema ist in Wirklichkeit gar nicht so neu, sondern liegt mir schon seit einigen Tagen am Herzen. Ich hätte es eigentlich die Woche nach der Masterliste gebracht. Nun geht’s eben halt genau anders herum.

Mit großem Getöse und Trari Trara hat die DSW – Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz – auch in diesem Jahr die schlimmsten Kapitalvernichter der deutschen börsennotierten Aktiengesellschaften, wie soll ich sagen, prämiiert. An die Wand genagelt wäre vielleicht der bessere Ausdruck.

Und so geschah es Anfang März nahe der Alten Oper in Frankfurt. In einem Luxushotel (Sofitel) stellte die DSW die 50 größten Kapitalvernichter vor. Welch ein Bild des Jammers in luxuriösem Ambiente. Auf dem „Siegertreppchen“ Mologen als Erster, Steinhoff als Zweiter und Gerry Weber als Dritter. Diese Börsentitel verloren in den letzten 5 Jahren mehr als 90 Prozent ihres Wertes.

Häme verkauft sich offenbar glänzend. Wie anders ist es zu erklären, daß die DSW Veranstaltung, also genauer die Liste der 50 Topverlierer, von Gott und der Welt abgedruckt wurde, für Hinz und Kunz, für Aktionäre, für Sparer, für die, die sich gerne gruseln.

Mich hat das alles, ehrlich gesagt, erschreckt. Ziemlich sogar. Außer Pranger ist da meines Erachtens nicht viel. Aber Pranger geht wahrscheinlich immer. Pranger sells.

Für mich stellt sich indes schon die Frage, ob der Anleger aus diesem Wissen der 50 Kapitalverlierer irgendetwas lernen kann. Ich denke eher nicht. Diese Werte bloß nicht kaufen? Das nächste Mal werden andere Aktien auf das Schild gehoben, des bin ich gewiss.

Gut, ich kann lernen, daß bei Aktien etwas schiefgehen kann, selbst der Totalverlust oder der fast Totalverlust, aber das wusste ich schon vorher. Den DSW Rat, stattdessen in Fonds oder ETF zu investieren, finde ich jetzt auch keine gute Lösung, vor allem wenn sie meine Meinung zu ETF kennen. Und ehrlich, wer will sich schon der Chance berauben, mit einem ausgefeilten Stockpicking seinen Spaß zu haben?

Immerhin hat mich die DSW Aktion zum Nachdenken angeregt. Irgendetwas Gutes, Greifbares, soll sie so für mich und ich hoffe, auch für meine geschätzten Leser auch haben. Da kommt mir just der Gedanke, ob es nicht besser (und sinnvoller) wäre, statt einer Liste mit bloßen Kapitalvernichtern eine Analyse der Börsentitel nach folgender Fragestellung vorzunehmen: Steht das Börsengehalt der DAX Vorstände in irgendeiner Korrelation zum Kurswert des Unternehmens?

Mit anderen Worten. Leidet etwa ein Aktienkurs auch unter dem „schlechten“ Gehalt eines DAX-Vorstandes und vice versa. Und ob Sie es glauben oder nicht, genau das schaue ich mir in den nächsten Tagen an und werde Ihnen das Ergebnis natürlich nicht vorenthalten.

Auf das Ergebnis bin ich jetzt schon gespannt. Und natürlich auch auf die Aktualisierung der Börsebius TopTen Masterliste. Auf Häme verzichten kann doch ganz schön kreativ sein.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.

Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“