Negerkönig, Pfeffersäcke: Gender, Gender über alles

Negerkönig, Pfeffersäcke: Gender, Gender über alles

Ein Sturm der Entrüstung braust über Deutschland hinweg. Von Sexismus bis Rassismus ist alles dabei, die Brüderles dieser Welt erstaunten uns vor einigen Monden, jetzt ist es die Meetoo-Debatte und böse, böse Filmagnaten, die sich alles erlauben wollten und konnten. Eine gewaltige Debatte, Schaum schlagend wie auch denselben erzeugend. Und spätestens seit eine leibhaftige Familienministerin ihrem Kind beim Vorlesen Pippi Langstrumpfs Negerkönig einfach unterschlägt, genauer namentlich umtopft, wissen wir, die Gesellschaft ist in solchen Dingen mittlerweile hochsensibel und stellt alles Sexistische und Rassistische in Frage.

Hochaktuell: Schauspielerin Scarlett Johannson gibt ihre „Transgender Rolle“ im Film „Rub&Tug“ nach massiven Transgender Protesten auf. Die Rolle müsse ein Transgender spielen. Wie bekloppt ist das denn? Schauspieler sind gerade deswegen Schauspieler, weil sie in die Rollen anderer schlüpfen. Gender, Gender über alles. Die Gesellschaft ist so was von sensibilisiert, das geht auf keine Kuhhaut.

Die Gesellschaft? Alles? Von wegen. Es gib einen Bereich, in dem sexistische und rassistische Begriffe fröhliche Urstände feiern und kein Mensch regt sich darüber auf. Das ist bestimmt nicht richtig. Auf dem glatten Parkett rund ums Geld, um Aktien, an den Börsen wimmelt es gerade von politisch unkorrekten Beschreibungen und Zuordnungen.
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Hoppla, Deutsche Bank.

In meiner letzten Kolumne habe ich eine Lanze für die Deutsche Bank gebrochen. Und dafür jede Menge Prügel eingesteckt (naja, und ehrlich jetzt, waren auch einige Lobhudeleien dabei).

Allerdings überwogen die kritischen Stimmen und auch solche, die mir rieten, sämtliche Tassen nachzuzählen, ob sie denn noch an der richtigen Stelle stünden.

Was ist geschehen? Bei einem Kurs von 9,61 Euro habe ich eine Verdoppelung des Titels in Aussicht gestellt, also genauer, als möglich bezeichnet. Binnen einer Woche legte die
Aktie um gut zehn Prozent zu. Natürlich nicht wegen meiner Kolumne, sondern wegen eines besser als erwarteten Quartalsberichtes. Aber Sei´s drum. Ein Anfang ist gemacht.
Vivat, Deutsche Bank.
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Ein ganzer Berufstand muss darunter leiden, wenn es gilt, eine in die Jahre gekommene Aktienblüte zu beschreiben, die kurz vor dem großen Krach steht. „Dienstmädchenhausse“ nennen die Börsianer dieses Phänomen und niemand aus dieser Berufsgruppe rennt zum Kadi oder zum öffentlichen Medienpranger. Dass das Synonym für dieselbe Entwicklung auch als „Hausfrauenrallye“ bezeichnet wird, regt auch niemanden auf. Ich habe bislang jedenfalls noch keine Hausfrauenarmada gesehen, die organisiert auf der Straße dagegen demonstriert hätte. Unfassbar. Jetzt wird es aber höchste Zeit, die beiden diskriminierenden Begriffe durch „Butlerbaisse“ zu ersetzen, weil ja auch Hausdiener ihre Westen gut ausfüllen können.

Und überhaupt, was soll die Attacke gegen ein gewisses Fräulein Lieschen Müller, deren namentliche Nennung an der Börse immer dazu hergenommen wird, wie doof das Mädel eigentlich sei.  Lieschen Müller versteht zum Beispiel nichts von covered warrants oder von Cross Border Leasing, Stadtkämmerer übrigens auch nicht. Völlig aus der Mode gekommen ist übrigens die Sitte, Börsianer als Pfeffersäcke zu bezeichnen. Gottlob, so scheint es, denn da könnten ja angesichts der zuweilen hysterischen Dispute um den Sexismus in unserer Sprache auch noch seltsame Phantasien aufkommen. Dabei hießen die Herren früher, also zu Zeiten der ostindischen Handelscompagnie im 17. Jahrhundert, halt schlicht deswegen so, weil sie ihren Reichtum mit dem Handel von Pfeffer und Gewürzen aller Art scheffelten. Honi soit, qui mal y pense.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“