Lehman, Lehman und kein Ende oder wie ein Jubiläum nicht gefeiert werden sollte

Lehman, Lehman und kein Ende oder wie ein Jubiläum nicht gefeiert werden sollte

Nun ist es just 10 Jahre her, daß die die US-Bank Lehman Brothers sprichwörtlich den Löffel abgegeben hat. Dieses denkwürdige Jubiläum, mit dem immerhin einer der schlimmsten Finanzkrisen der Geschichte verbunden ist, wurde in den Medien mehr oder weniger pflichtgemäß abgefeiert, von der Politik indes einigermaßen links liegen gelassen oder haben Sie jemanden aus der ersten Garde unserer Volksvertreter gehört, der sich zu diesem Thema vor die Mikrophone gestellt hätte?

Happy Birthday oder lieber nicht? Ich will (bloß nicht!) hier keine weitere Aneinanderreihung von Gründen und Fakten liefern, wie es damals zur finanztechnischen Explosion gekommen ist. Das
haben andere schon hundertmal vorgebetet. Ob´s denn wirklich stimmt oder nicht, steht auch noch auf einem anderen Blatt. Mir sind zwei andere Dinge wichtig. Erstens was ist bisher nicht gesagt worden und zweitens, könnte sich das Debakel heute wiederholen.

Was ist bisher nicht gesagt worden?

Die eigentliche Lunte zum damaligen großen Knall ist viel früher gelegt worden und zwar von Margret Thatcher. Die hat nämlich den Finanzplatz London bereits im Jahr 1986 komplett dereguliert und die anderen Märkte mußten einfach – mit immer windigeren Konstruktionen – folgen, wollten sie nicht ins Hintertreffen geraten.

Bisher niemals bestätigten Gerüchten zufolge hat außerdem US-Finanzminister Henry Paulson die Lehman Bank damals nur deswegen über die Klinge springen lassen, weil er den Bankchef Richard Dick Fuld abgrundtief hasste. Auch mal ein interessanter Aspekt, was menschliche Abgründe so ausmachen können.

Wie arglos die deutsche Politik in dieser Zeit war, zeigt sich, daß noch vier Tage vor dem Lehman-Desaster der damalige Finanzminister Peer Steinbrück einem amerikanischen Finanzjournalisten auf dessen Frage nach der – schon wackelnden – Bank sagte, er können sich „nicht wirklich vorstellen“, daß die amerikanische Regierung „ein solches Risiko einzugehen
bereit sei“. Peer, Peer.

Könnte sich das Debakel heute wiederholen?

Natürlich könnte es das und die Aussichten dafür sind ganz gut. Da ist nicht nur der immer weiter eskalierende Handelskrieg USA–China sowie USA-Europa. Da sind nicht nur die irren Schuldenberge weltweit. Da sind nicht nur die klaren konjunkturellen Abschwächungstendenzen. Da sind nicht nur die nationalistischen Tendenzen. Und vor allem: Donald Trump singt wieder
das Lied der Deregulierung (siehe oben, Margret Thatcher). Das alles gemischt mit einer ziemlich fetten Dosis Sorglosigkeit ergibt durchaus eine explosive Mischung.

Einsicht, Fehlererkennung, Demut. Das wären eigentlich die richtigen Konsequenzen aus der Lehman-Pleite von vor 10 Jahren. Davon ist allerdings nicht viel zu spüren. Immerhin aber: Etliche Fondsmanager riechen derzeit den Braten und fahren ihre Kassenquoten deutlich hoch. Darunter auch die Manager meiner Börsebius Fonds. Das ist schon mal ein gutes Zeichen.
Wenn nur die Politik so weitsichtig wäre. Das wäre schön. Ist aber total illusorisch.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch. Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“