Hinter der Kulisse oder das Geheimnis des sagenhaften Warren Buffet…

Hinter der Kulisse oder das Geheimnis des sagenhaften Warren Buffet…

Also, dieser Tage fällt mir in einer Wirtschaftszeitung die Anzeige eines jungen und dynamischen Vermögensverwalters ins Auge. Er habe, so die Botschaft, einen ganz einfachen Ansatz, er investiere wie Warren Buffet. Toll, denke ich mir. Der Mann macht genau das, was ich früher auch gemacht habe. Er schaut auf das weltberühmte „Orakel von Omaha“ und macht, so denkt er wohl, anschließend alles richtig.

Auch Finanzjournalisten haben warme Gefühle, wenn sie über Warren Buffet und die Erfolge seiner Investmentfirma Berkshire Hathaway schreiben und über seine sagenhaften Hauptversammlungen mit in der Regel mehr als 10.000 begeisterten Jüngern. Und ich gebe es frank und frei zu: Ich habe mich auch oft von Warrens Anlageentscheidungen inspirieren lassen und der Mann ist ja auch einfach eine Wucht.

Wie kriege ich jetzt die Kurve? Ach ja, das Stichwort „Jünger“ von eben hilft mir weiter. Auch auf der diesjährigen Aktionärsversammlung hockte der mittlerweile 89 Jahre alte Buffet mit seinem 95-jährigen Kompagnon locker auf dem Podium und beide generierten mit Witz und Wissen jede Menge Begeisterung. Also alles “business as usual”?

Nein, natürlich nicht. Wo Warren Buffet drauf steht, ist natürlich nicht mehr überall Warren Buffet drin. Und das schon seit einiger Zeit. Aber erst jetzt wird klar, daß es – natürlich – weitere Geldverwalter bei Berkshire Hathaway gibt, die schon längst autonome Anlageentscheidungen treffen und die aber erst jetzt so langsam ins Rampenlicht treten, so etwa Ajit Jain, 67, Experte für Versicherungsaktien.

Das lässt mich einerseits hoffen, ist ja so ungefähr mein Alter und ich will ja auch noch mindestens 10 Jahre Gas geben. Andererseits, wenn schon die Nachfolger einige Jährchen auf dem Buckel haben, wünschte ich mir doch sehr, daß da auch einige jüngere Kollegen mit von der Partie sind.

Worauf ich eigentlich raus will: Manche von Ihnen erinnern sich noch gut an den Templeton Growth Fund. Als der gute Sir John Marks Templeton aufhörte, waren die Templeton Fonds auf dem Zenit, sowohl was das Volumen als auch die Performance anlangte. Ich erinnere mich auch noch, daß ich dazu vor Urzeiten mal eine Börsebius Kolumne geschrieben habe, in der ich genau auf das Dilemma bei der Nachfolgeproblematik eines berühmten Investmentgurus hingewiesen habe.

Und auch bei Warren Buffet möchte – und muss – ich doch mal vorsichtig den Finger heben. Berkshire Hathaway hat in Vergangenheit vieles richtig gemacht, aber längst nicht alles. Bei der Konsumaktie Kraft Heinz hat sich Warren Buffet kräftig verhoben und liegt mit diesem Investment mächtig im Minus. Auch der Einstieg bei IBM brachte nur Verluste. Sein Engagement in Wells Fargo ging ebenfalls flott daneben. Die Aufzählung muss fürs Erste reichen.

Kurzum. Bei aller Begeisterung und allem Respekt: Buffets Berkshire Hathaway kann auch Misserfolg. Das gilt es zu beachten. Gleichwohl liebe ich Warren Buffet noch immer. Das ist ein ganz schlauer Fuchs. Aber eben nur ihn.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.

Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“