Doch alles Hoffen ist vergebens – oder warum die ersehnte Jahresendrallye nicht mehr kommt.

Doch alles Hoffen ist vergebens – oder warum die ersehnte Jahresendrallye nicht mehr kommt.

Einen guten Mittwochnachmittag wünsche ich Ihnen allen. Persönlich habe ich die von vielen erwartete und sowieso ersehnte Jahresendrallye im DAX längst abgeschrieben. Dann gibt es wieder so einen Tag wie gestern, der einen zusammenzucken lässt. Der DAX startete mit einem Plus von 2,5 Prozent und wieder jubelten die Börsianer, jetzt kommt es doch noch zu einem versöhnlichen Jahresausklang, man müsse halt nur fest genug dran glauben. Die Aussichten auf eine Beendigung des Handelsstreits USA gegen China beflügelten die Optimisten und die Kurse gleichermaßen.

Meiner Meinung nach sind das alles nur Eintagsfliegen, verzweifelte Erholungsversuche in einem nach unten gerichteten Markt. Im besagten Handelsstreit ist nämlich außer Hoffnung gar nichts greifbar und spätestens seit der jüngsten Absage der Brexit Abstimmung im Londoner Unterhaus plus Verschiebung auf Januar plus aktuellem Mißtrauensvotum für Theresa May ist eines glasklar: die an dieser Baustelle hochfliegenden Erwartungen drohen dröhnend zu zerschellen. Es läuft also auf einen harten Austritt hinaus. Mit unabsehbaren Folgen auch und gerade für die deutsche Wirtschaft.

Daß die Spatzen eine Rezession von den Dächern dieser Welt herunterpfeifen, ist auch schon keine Überraschung mehr. Nur so richtig hören will es eben noch keiner. Fühlen werden wir sie alle noch.

Ja, das ist alles Schwarzmalerei. Aber sie ist berechtigt. Ich will das auch gerne begründen. Es ist halt einfach so, daß die längste Aktienhausse aller Zeiten ihrem Ende entgegen geht. Die Weltwirtschaft steht vor einer Rezession, die Schuldenkrise ist noch lange nicht gelöst und die nationalistischen Tendenzen allerorten stehen eben nicht für ein freundliches ökonomisches Umfeld.

Ich habe mir im Übrigen mal angeschaut, wie hoch die Zahl der kreditfinanzierten Aktienkäufe in den USA ist. Die ist verdammt hoch. Über 600 Milliarden US-Dollar sind das. Es ist doch klar, was passiert, wenn – wie in den letzten Tagen und Wochen – die Kurse fallen. Die Wertpapierdepots sichern in ihrer Höhe die Kredite nicht mehr ab. Die Banken fragen erst einmal freundlich nach neuem Geld. Doch wo soll das bei einem Depot auf Pump herkommen? Also wird das Depot „zwangsexekutiert“. Kein schönes Wort, zugegeben, dennoch Realität. Und wenn das bei vielen der Milliarden-Schulden-Wertpapierdepots so passiert, reicht das alleine schon für einen Crash aus. Oh, weh. Oh weh.

Also: Das wird nichts werden mit dem Sturm auf neue Höhen im DAX. Sturm schon, aber von anderer Sorte. Auch wenn die Hoffnung zuletzt stirbt.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“