Das letzte Tabu… Oder warum der Strafzins wirklich kommt… Und warum die Politik hier nur dummes Zeug verzapft…

Das letzte Tabu… Oder warum der Strafzins wirklich kommt… Und warum die Politik hier nur dummes Zeug verzapft…

So, da bin ich wieder. Seien Sie mir herzlichst gegrüßt. Jetzt war ich so lange weg (war aber nötig), daß ich mühsam wieder Lesen und Schreiben lernen musste. Nun aber freue ich mich wieder auf Sie, auf meine werten Börsebius Fans.

Mein Nach-Urlaubsthema sind die drohenden Strafzinsen. Das hatte ich zwar schon mal auf dem Tableau, mein Beitrag dazu erschien aber zu Ferienbeginn und viele haben das nicht gelesen (so wurde mir berichtet). Daher das ganze Thema, weil so wichtig, noch einmal.

Also: Deutsche Sparer sind Kummer gewöhnt. Schon lange grämen sie sich über lächerliche Zinsen. Selbst bei langen Laufzeiten steht teilweise nur noch eine „1“ vor dem Zinskomma und das ist natürlich alles andere als lustig.

Doch wer genau hinhört, weiß, die Katastrophe fängt erst an.

Auf einer eigentlich unverdächtigen Veranstaltung war nämlich Gruseliges zu hören. Die BVR-Chefin Marija Kolak meinte auf der Bilanzpressekonferenz Anfang Juli:

„Wenn sich das Japan-Szenario fortsetzt, werden alle Banken das Thema Negativzinsen neu bewerten müssen. Derzeit übernehmen die Banken diese Kosten für das Gros der Privatkunden. Es wird für Banken aber immer schwerer, bei anhaltenden Negativzinsen die nachhaltige Profitabilität im Kundengeschäft sicherzustellen. Insbesondere wenn auf die Weitergabe der negativen Zinsen im Mengengeschäft verzichtet wird.“

Peng. Das saß. Erst einmal ist der BVR der sozusagen genossenschaftliche Überbau der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Also eine gewichtige Hausnummer. Die gute Frau Kolak würde so einen Knallersatz niemals sagen, wenn er nicht von den Mitgliedsbanken autorisiert wäre.

Auf absehbare Zeit werden die Zinsen tief, tief, tief bleiben und das wird wohl auf Jahre so bleiben. Jüngst ist sogar zu hören, daß die umstrittenen Anleihekäufe der EZB (Quantitative Easing) wieder aufgenommen werden sollen. Daß damit erhebliche volkswirtschaftliche Risiken einhergehen, sei an dieser Stelle nur erwähnt. Da muß ich mir in einer gesonderten Kolumne noch Gedanken darüber machen.

Und was sagt die Politik zu dem Thema? Ich wusste gar nicht, daß Olaf Scholz und Markus Söder ab und zu im Zirkus auftreten. Zumindest könnten Sie das mit der Nummer „Wir verbieten einfach Strafzinsen“.

Die beiden fordern also ein Verbot von Negativzinsen. Wie bitte? Ausgerechnet Vertreter des politischen Systems, eines Staates, der schon seit Jahren von nahezu Nullzinsen profitiert, fordern ein Verbot von Strafzinsen. Das ist kabarettreif. Toll. Toller. Tollhaus.

Kurzum: Das letzte Tabu fällt, des bin ich gewiss. Negativzinsen auch auf Spareinlagen werden kommen. Aus der Zinskrise wird ein Zins-Gau.

Damit steigt natürlich auch die Gefahr, daß viele Sparer und Anleger auf riskante Formen der Geldanlage umsteigen oder sich von dubiosen Angeboten verführen lassen.

Bitte tun Sie das nicht. Ein Strafzins von 0,4 oder 0,5 Prozent ist allemal besser als die Hälfte verloren oder alles.

Bleiben Sie mir gewogen, ich bin es auch.

Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.

Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“