Leute, schaut Euch doch nochmal die Deutz AG genauer an
Börsianer legen, wenn eine Aktie im Depot fällt, manchmal kuriose Verhaltensweisen an den Tag. Dem Wert werden plötzlich Eigenschaften zugeschrieben, die der Titel niemals wird erfüllen können. Das wird schon noch, der Markt wird irgendwann mal den „wahren“ Wert erkennen, Verluste muss man aussitzen. So oder ähnlich lauten dann die Statements der Irrung und Wirrung.
Viel wichtiger und richtiger ist es, einer Aktie „Tschüs“ zu sagen, wenn das ursprüngliche Kaufargument sich erledigt hat. Dann muss man sich, ohne Wenn und Aber, von der Aktie trennen.
Genau das habe ich vor einigen Monaten gemacht, und zwar mit der Aktie der Deutz AG.
Beim Kölner Maschinenbauwert hatte mir seinerzeit einer gesteckt, dass sich das Unternehmen an der Thyssen Krupp Marinetechnik (U-Boote) beteiligen könnte, und das wäre ein furioser Einstieg in den boomenden Bereich der Rüstungsbranche gewesen. „Gesteckt“ heißt in dem Zusammenhang aber auch, das Kleingedruckte im Handelsblatt und in der Börsenzeitung zu finden und zu verstehen.
Nun wissen wir mittlerweile, dass aus diesem Einstieg nichts geworden ist und daher habe ich konsequenterweise die Deutz Aktie von meinem Lieblingszettel genommen und auch aus der Börsebius TopTen Masterliste gestrichen.
Neue Ideen, neue Argumente
Nun sollte man aber ebenfalls nicht den psychologischen Fehler machen, einem Titel beleidigt den Rücken zu kehren und ihm keine zweite Chance zu geben, wenn sich neue Argumente ergeben.
Vorweg: Wer oder was ist die Deutz AG?
Die Deutz AG ist ein wiedererstarkter deutscher Maschinenbauer mit langer Historie. Sie wurde 1864 gegründet und ist ein Kölner Hersteller von Diesel-, Gas-, Wasserstoff- sowie elektrifizierten Motoren.
Man spricht bei Deutz von „Off-Highway“-Anwendungen, wozu etwa Bau- und Landwirtschaftsmaschinen, stationäre Aggregate sowie zunehmend elektrifizierte Antriebssysteme gehören.
Rund 98% des Umsatzes stammen immer noch vom klassischen Motorengeschäft mit Verbrennungs- bzw. Gasmotoren. Parallel läuft aber mit Verve der Aufbau eines „Deutz Green“- Segments mit Elektro- und Wasserstoffantrieben sowie neuen Mobilitäts- und Energieanwendungen. Dieses Segment ist allerdings noch nicht profitabel.
Gleichzeitig wird der strategische Ausbau des Service-Geschäfts vorangetrieben, weil hier die Margen höher und die Erträge wiederkehrend sind.
Das Salz in der Suppe sind allerdings die Bemühungen, einen signifikanten Fußabdruck in der Rüstungsbranche zu bekommen. Das hat ja bekanntlich mit der Thyssen Krupp Marinetechnik nicht funktioniert und zu meiner zwischenzeitlichen „Abwendung“ von der Aktie geführt.
Einstieg bei Drohnen und Robotern
Aber: Im September wurde der tschechische Drohnen Spezialist Sobek gekauft, was mich schon ein wenig elektrisiert hat.
Und ganz aktuell: In diesem Monat wurde eine strategische Partnerschaft mit Arx Robotics in München eingegangen, die unbemannte Landfahrzeuge für militärische Aufklärung, Logistik und Verwundetentransporte herstellt.
Meines Erachtens hat der Aktienkurs die neue strategische Positionierung der Deutz noch nicht hinreichend berücksichtigt, auch wenn der Rüstungsbereich bei Deutz noch marginal ist. Aber perspektivisch spannend. Die Notiz ist für meinen Geschmack zu niedrig. Schwache Börsentage sind Kauftage.
Daher, Leute: Schaut Euch doch nochmal die Deutz AG genauer an. Es könnte sich lohnen.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“
Tags: Börsebius, Kolumne, Finanzmärkte, Börsebius TopSelect, Börsebius TopMix, Börsebius Bosses Follower Fund, Hidden Champions, Börsenperlen, Deutz, TKMS
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