Mieser Schuldner USA oder was die Herabstufung des Ratings bedeutet, auch für uns
Peng! Die Kreditagentur Moody´s hat den USA das sogenannte Triple A Rating entzogen. Auch wenn den Akteuren an den Finanzmarkten eh schon klar war, dass die Vereinigten Staaten von Amerika nun eben kein erstklassiger Schuldner mehr sind, und das im Grunde schon seit einiger Zeit nicht, schlug doch die Herabstufung an den Märkten ziemlich ein und das mit durchaus drastischen Folgen.
Ziemlich bemerkenswert fiel die Reaktion des Weißen Hauses aus. Niemand nehme den Moody´s Chefökonomen ernst, hieß es auf X im typischen „Sprech“ der Trump Administration. Dazu ist zweierlei anzumerken. Erstens gab der so genannte Dollar Index auf die Ankündigung deutlich nach, der Dollar Index misst die Stärke des Greenback gegenüber den Währungen der sechs wichtigsten Handelspartner. Zweitens vollzog Moody´s nur, was andere Ratingagenturen schon lange attestierten. Standard & Poors entzogen den USA bereits im April 2021 das höchste Rating und Fitch strich der Regierung das Triple A Ende Mai 2023.
Interessant sind die Folgen dieser Herabstufung auch und erst recht für deutsche Anleger.
Es gibt nämlich durchaus eine große Zahl hierzulande, die US-Anleihen in ihrem Depot haben. Und es ist ja auch nicht das erste Mal, dass Bankberater in der Vergangenheit zum Kauf von amerikanischen Staatsanleihen geraten haben, so nach dem Motto: die größte Volkswirtschaft der Welt, da musst Du einfach dabei sein, willst Du Dir fette Renditen sichern.
Pustekuchen. Wer in sein Depot schaut, dem kommen beim Blick auf „seine“ US Staatsanleihen die Tränen. Alleine von Januar bis Mai sind die Titel sieben Prozent weniger wert. Nicht etwa, weil die Zinsen ausblieben, sondern weil der Dollar so sehr verloren hat, dass die Zinserträge pulverisiert wurden und nicht nur das, von der Substanz ist eben auch einiges auf der Strecke geblieben. Was für ein Elend!
Dabei wäre das Eingehen von Währungsrisiken auch und gerade für den deutschen Anleger gar nicht nötig. Er müsste nur das tun, was etliche US-Konzerne nun schon seit einigen Wochen und Monaten machen, sich in Europa engagieren.
IBM hat es getan, Alphabet hat es getan, Mc Donalds auch, und Visa und viele andere mehr. US-Konzerne lieben plötzlich den Euro und stürmen an den europäischen Bondmarkt. Eine Anleihe nach der anderen wird in Euro und nicht mehr im verhassten Dollar emittiert. Und dieser Idee sollten auch deutsche Anleger folgen und auf Euro lautende Bonds von erstklassigen US-Adressen kaufen. Das Zauberwort heißt: Vermeiden von Währungsrisiken durch einen labilen Dollar.
Jetzt ist freilich auch klar, warum der deutsche Aktienindex DAX einen Rekord nach dem anderen feiert und das trotz aktuell schlechter Konjunkturzahlen. Es werden derzeit riesige Kapitalsummen von den USA nach Europa umgeschichtet. Das hat eben genau mit dem Misstrauen in den Dollar und natürlich auch mit der erratischen Politik Donald Trumps zu tun. Natürlich auch mit der Fantasie durch die riesigen Infrastrukturprojekte, die demnächst (hoffentlich!) initiiert werden.
Doch Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht. Wenn schon Funktionäre anfangen, wie jüngst Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, den DAX nach oben zu sprechen, muss der Anleger höllisch aufpassen. Das heißt nichts anderes, dass die Messe, sprich weitere DAX-Rekorde, bereits gelesen ist. Korrigiere, gelesen sein könnte.
Bleiben Sie mir gewogen, ich bin Ihnen ebenso verbunden.
Über Anregungen für Themenvorschläge freue ich mich sehr.
Stets, Ihr
Reinhold Rombach
„Börsebius“
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